Blutige Rituale am Opferstein (Barsinghausen)
Beschreibung
Über den Deister gehen – Schicksal am Wege. Abgewandelt auf verschiedene Lebenssituationen ist dies zu einer festen Redewendung unserer bildhaften Sprache geworden. Ähnlich wie beim biblischen Jordan. “über den Jordan…“ Schaurig ist die Legende vom Opferstein, einer am Wegrand unserer Wanderung liegenden heidnischen Kultstätte.
Der Deister, der von beiden Seiten gut erreichbare Kamm, verbindet Springe und Bad Nenndorf auf 21 Kilometer Länge. Der nördliche Teil wird als das Nordcap des deutschen Mittelgebirges bezeichnet. Als mächtige natürliche Barriere teilt der Deister das Klima und versperrt den Verbindungen von West nach Ost den Weg. So schleicht der Helweg vor dem Santforte – eine der wichtigsten Verkehrsadern, von den römischen Legionen als „via militaris“ genutzt –, um den nördlichen Deister, um über Gehrden, Pattensen auch nach Hildesheim zu kommen. Barsinghausen als Ausgangspunkt unserer Wanderung ist der Hauptstadt Hannover zugewandt. Dennoch hat Barsinghausen sein eigenes Profil gewahrt. Sehenswert ist die Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert; sie ist die älteste dreischiffige Hallenkirche Norddeutschlands. Von internationalem Rang sind die Sportanlagen.
Zur Strecke
Etwa 50 Meter links vom Parkplatz zeigt uns Tamino mit seiner Zauberflöte den Weg nach oben – zum Kamm. Es geht stetig, aber mäßig bergan. Nach dem Wasserwerk der Königlichen Berginspektion von 1909 erreichen wir links die Abzweigung zum Nordmannsturm, da wollen wir noch nicht hin, erst über die Alte Taufe. Deshalb bleiben wir rechts. Der Aufstieg wird durch viele Kurven gemildert. An einem Unterstand entdecken wir einen kleinen idyllischen Rastplatz mit einem Miniatur-Wasserfall. Schließlich sind wir oben auf dem Kamm am Großen Hals – 361 Meter. Links geht es weiter – in großer Spannung, denn nach 700 Meter erreichen wir die Alte Taufe. Mit dem Stoff für die schaurigste Deisterlegende.
Zur Alten Taufe führt ein schmaler Pfad rechts, da stehen wir vor einem großen Sandsteinblock in Form eines behauenden Würfels von drei Meter Seitenlänge. Auf der Oberseite eine beckenartige Vertiefung, in der immer Wasser steht. Für die Germanen war dies ein Opferstein für Tier- und Menschenopfer. Der Opfergang vollzog sich in einem grausamen blutigen Szenarium, so die Legende. Wenn dies so war und ein Menschenopfer zum Opferstein geführt wurde, dann ging das Opfer buchstäblich über den Deister. Später wurde der Opferstein zum Taufstein. Für die Bekehrung der Heiden zum Christentum – besonders zur Zeit Karl des Großen.
Auf dem schmalen Pfad gehen wir weiter und betreten am Waldrand einen etwas breiteren unbefestigten Weg. Nach 1,2 Kliometer sind wir am Nordmannsturm zur Einkehr. Das Beschwerliche ist geschafft. Nun geht es auf der anderen Seite des Kammes, gegenüber dem Nordmannsturm, nur bergab. Zunächst auf dem Weg nach Egestorf/Kirchdorf, bald über die Abzweigung nach Barsinghausen.
Infos
Ausgangspunkt:
Barsinghausen; empfohlene Fahrstrecke: In Elze von der B 1 auf die B 3 Richtung Hannover, hinter Wülfingen links nach Eldagsen, von Springe auf der B 217 Richtung Hannover bis zur Abzweigung nach Wennigsen, zur Karte
Parken:
Parkplatz an der Freilichtbühne – im Ort ausgeschildert
Länge:
Weglänge 12,5 Kilometer Rundwanderung
Höhenmeter:
höchster Wanderpunkt 382 Meter
Sonstiges:
familienfreundlich, Einkehrmöglichkeit im gastfreundlichen Nordmannsturm, Historischer Höhepunkt: die Alte Taufe auf dem Deisterkamm.